Allerhöchste Zeit

Die letzte Fahrt auf zwei motorisierten Rädern liegt über 14 Tage zurück, und da wird es allerhöchste Zeit, diese viel zu lange Pause zu beenden. Aber da war zuerst diese Bullenhitze, dann der Regen und zu guter letzt kam noch eine Erkrankung dazu. Das als kurze Erklärung.

Aber heute haben wir hier am Rande des Vogelsberges einen Herbsttag vom Allerfeinsten! Ich warte noch ab, bis die Aussentemperatur 16°C erreicht hat und dann geht es ab in die Garage, wo ich mich blitzschnell für den Elektroroller entscheide. Der hat die lange Pause gut geladen prima überstanden und ist sofort einsatzbereit.

Immer mehr und immer öfter vergleiche ich meinen Low-Cost-Chinesen mit meinem allerersten Roller im Jahre 1967. Das war ein 50 ccm Capri-Roller mit Sachs-Motor. Den Roller gab es neu aus dem Neckermann-Katalog für kleines Geld zu kaufen, aber meinen bekam ich damals vom Opa eines Freundes fast geschenkt für 50 DM und mit nur knapp 2000 Kilometern auf dem Tacho. Aber der Capri war, so wie heute mein eRetro-Star, ein Billig-Roller. Wo der Capri dünnes Blech und nur mühsam angepappte Halterungen hatte, findet sich bei Chinaprodukten eben Plastik, die Schalter und Hebel sind bei beiden vergleichbar billig, die Originalbereifung schlecht und das gesamte Finish eher mittelmässig.

Die Antriebe sind natürlich völlig verschieden, aber der 2 PS-Sachs-Motor war wesentlich kräftiger als der 2 KW-E-Antrieb aus China. Mit dem Capri war es kein Problem, in der Ebene konstant die 50 km/h zu halten und am Berg wäre er heute dem E-Motor haushoch überlegen. Klar, er hatte ja auch ein 3-Gang-Getriebe und irgendein Gang passte immer. Jedenfalls kann der China-Antrieb seine nominellen 2 KW in keiner Weise ausspielen. Schätze aber, dass dies nur an der ungünstigen Drosselung über den Motor-Controller liegt. Einfach runtergedrosselt, keine Mühe beim Programmieren, keine Kosten für lange Tests - Zeit ist schliesslich auch Geld.

Aber genug des Schwadronierens, jetzt wird endlich wieder gefahren. Die Fahrfreude auf dem Stromer ist sofort wieder da und so lasse ich mir genüsslich den 45 km/h-Fahrtwind um die Nase wehen. Das Wetter ist sehr schön herbstlich (habe ich schon erwähnt, dass der Herbst meine Lieblings-Jahreszeit ist?), sonnig bei leichter Bewölkung und mit 16 … 17°C sehr angenehm. Natürlich muss ich heute bei der Bekleidung etwas mehr auflegen als eine leichte Jeansjacke.

Nova-Motors eRetro Star

Nahe Nieder-Ohmen gibt es einen schönen Blick auf die A5 und den Rasthof Gottesrain. Das gewaltige Logistikgebäude von Nordfrost ist mittlerweile fertig und schickt von hier aus jede Menge Tiefkühlware in die Republik hinaus.

Nova-Motors eRetro Star

Zur anderen Seite geht der Blick über etliche Windkraftanlagen tief in den Vogelsberg hinein.

Nova-Motors eRetro Star

Auch heute suche ich mir für ein paar Kilometer nette und asphaltierte Wirtschaftswege aus, und zwischen Nieder-Ohmen, Atzenhain und Merlau gibt es reichlich davon.

Nova-Motors eRetro Star

Das verbrannte Gelb und Braun des viel zu heissen Sommers ist sehr schnell dem satten Grün des Frühherbstes gewichen. Ist doch so wirklich viel schöner und unseren Breitengraden auch angemessener.

Nova-Motors eRetro Star

Später kurve ich ein wenig zwischen Freienseen und Lardenbach herum und bin dann nach genau 30 Kilometern auch schon fast wieder zu Hause. Eine nette kleine Fahrt, die Akkus sind noch nicht völlig leer gefahren und ich fühle mich gleich wesentlich besser.


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