Ja, es ist wahr: Das Finale meines Batterieumbaus steht kurz bevor. GLS hat die Ankunft der Batterie bereits angekündigt. Ich hatte dafür einen Abstellort angegeben, weil ich an diesem Morgen doch noch eine Kleinigkeit zu erledigen hatte. Als ich um 10:00 wieder zuhause bin, steht der Akku tatsächlich am vereinbarten Ort. Juhu, das Finale kann beginnen.
Perfekt verpackt in einer Holzkiste mit reichlich Dämmung, so hat Fritz Demmer den Akku versandt. Schnell ein wenig Tapeband abgewickelt, vier Spaxschrauben des Deckels entfernt - und schon …
… steht ein wundervoller Akku vor mir. Mit 60 Ah ist das natürlich schon ein Klotz. Hoffentlich hab ich mich nicht vermessen und das Teil passt auch wirklich in den Batteriekasten. Werde ich gleich prüfen.
Sogar ein kleines Display mit Anzeige der aktuellen Spannung und des Ladezustands ist vorhanden. Da hätte ich mein Coulometer eigentlich gar nicht gebraucht. Aber so eine Anzeige gehört natürlich an den Lenker und nicht (nur) unter die Sitzbank.
Jetzt eine Gummimatte ins Batteriefach gelegt, an die offenen Enden des Anschlusskabels einen Ringkabelschuh bzw. eine Aderendhülse gecrimpt und beides angeschlossen. Dieses Verbindungskabel mit Anderson SB50-Stecker ist ein hochflexibeles Silikonkabel mit 10 mm² Querschnitt. Über dieses Kabel wird später noch zu reden sein.
Dann kommt der Akku erstmal testweise an seinen Bestimmungsort - und passt perfekt hinein. Das Helmfach muss ich noch ein ganz kleines bisschen aussägen, und zwar für die beiden Gewindestangen, die den Akku später halten sollen.
Dann schalte ich den Akku mal kurz ins System - und nichts passiert. Kein Lichtlein leuchtet, nicht mal die Anzeige des Coulometers springt an, obwohl dessen Versorgung ja direkt von den 60 V des Akkus kommt. Seltsam, aber Sorgen mach ich mir deshalb im Moment noch nicht, denn zuerst einmal will ich den Akku schön vollladen. Zur Anpassung des Coulmeters braucht es nämlich entweder einen 100% voll geladenen Akku oder einen komplett leeren. Und total entladen werde ich den Akku ganz sicher nicht.
Also ab ans Ladegerät, dass ja auch getestet werden muss.
Nach ca. drei Stunden ist der Akku von 52 auf 100% geladen. Das geht mit dem 10 A Ladegerät doch schon relativ flott.
Dann baue ich den Akku wieder ein, schliesse alles an, überprüfe nochmal die Anschlüsse und schalte ein. Ergebnis: Nichts, nothing, nada, nitschewo. Nichts rührt sich, das Fahrlicht geht nicht an, das Display des Coulometers bleibt dunkel.
Da muss ich wohl mal das Multimeter auspacken und messen. Am Anderson-Stecker des Akkus stehen jetzt vollgeladen 70,9 V an - das passt. Aber am Controller, der ja über den LS-Schalter direkt aus dem Akku versorgt wird, messe ich nur 1,5 V, also quasi gar nichts.
Ich habe ja am Kabelbaum einiges ändern müssen, also suche ich den Fehler bei mir und überprüfe deshalb die Leitungsverlängerung zwischen Controller und DC/DC-Wandler, messe alle Steckverbindungen durch, prüfe die zusätzlich montierten Sicherungen und deren Leitungen - aber das sieht alles sehr ordentlich aus.
Also nochmal und systematisch gemessen: Ausgang Akku hat 70,9 V. Ausgang der Silikon-Anschlussleitungen, die ja einmal zum LS-Schalter (Plus) und einmal zum Shunt des Coulometers (Minus) gehen: 1,5 V. Auf 60 cm Silikonleitung mit 10 mm² Querschnitt verschwinden also meine 70 V fast komplett.
Zum Glück kommt jetzt Reinhard vorbei und gemeinsam prüfen wir die Anschlussleitung. Spannung ist nach wie vor nicht vorhanden, Durchklingeln der beiden Leitungen ergibt aber perfekte 0 Ohm. Aber halt: Wenn Reinhard am Plus-Kabel oben am Anderson-Stecker wackelt, werden aus den 0 Ohm plötzlich 50 MOhm. Der Übeltäter muss also das Kabel sein, dieses wundervolle, nagelneue, schweineteure und hochflexibele Silikon-Kabel. Ich kanns nicht glauben.
Also ziehe ich die Kontakte aus dem Anderson-Stecker heraus. Die Kontakte sind verlötet und dazu vercrimpt, das sieht ordentlich aus. Aber zwei Zentimeter unterhalb der Crimpung ist das Plus-Kabel seltsam versteift und abgeknickt. Und damit ist die defekte Stelle gefunden: Die Litzen sind gebrochen, und das fast komplett. Ein unglaublicher Fehler.
Blitzschnell fertige ich aus vorhandem Installationsmaterial eine neue Anschlussleitung. Dazu nehme ich einen neuen SB50-Stecker und zwei lange Stücke eines vorhandenen 10 mm² Schutzleiterkabels - soll ja nur provisorisch sein. Ringkabelschuh und Aderendhülse drauf, alles angeschlossen, Zündung eingeschaltet - und jetzt läuft alles so, wie es sein soll: Das Fahrlicht wird eingeschaltet, das Display des Coulometers leuchtet auf, ich kann hupen und blinken, den Startknopf betätigen, Gas geben und der Radnabenmotor dreht sich. Heureka, es ist vollbracht. Aber seht selbst:
Ohne diesen mistigen Kabelfehler hätte alles sofort und direkt funktioniert. Wahrscheinlich hätte ich jetzt schon die ersten 30 Kilometer mit dem Roller hinter mir.
OK, jetzt läuft also endlich alles so, wie es soll. Ich begebe mich nun an die letzten, wirklich finalen Arbeiten. So baue ich also die Befestigung des Akkus mittels eines Spannbandes fertig. Das ist schnell erledigt.
Meine provisorische Anschlussleitung in grün/gelb möchte ich auch nicht so lassen und deshalb erstelle ich aus den Resten der Silikonleitung und nach Entfernen aller kritischen Abschnitte eine vernünftige Leitung. Zum Glück war das beigelegte Silikonkabel lang genug.
Weiter geht es mit der endgültigen Verlegung und Befestigung aller geänderten Leitungsabschnitte. Zu kurz und auf Spannung ist jetzt keine Leitung mehr.
Am Kabelverhau rund um den Controller wird Ordnung geschaffen.
Im Batteriekasten ist rund um den Akku überall ein wenig Luft, die ich mit Dämm- und Dämpfungsmaterial ausfülle. Der Akku steht nun auf einer Gummidecke, die spannungsfest bis 1000 V ist. Links und rechts stopfe ich harte, aber nachgiebig Schaumstoffplatten zwischen Akku und Batteriekasten..
Und an den Schmalseiten passen exakt Stücke aus einer ebenfalls harten Schaumstoffplatte mit vielen Luftblasen. Das hält den Akku nochmal fest und dämpft gegen Erschütterungen.
Als nächstes montiere ich das Heckteil und das Helmfach. Die vordere Abdeckung mit der Ladebuchse kann erst angebaut werden, wenn die Seitenbacken befestigt sind.
Wenn mans weiss, sind die Backen eigentlich recht einfach ab- oder wieder anzuschrauben. Von den originalen chinesischen Karosseriemuttern für die Blechschrauben muss ich ein paar wegen defekter Gewinde austauschen - sind zum Glück im Bestand.
Sieht schon fast wieder wie ein eRetroStar aus.
Auch meine wunderbaren Blindstopfen auf dem Trittbrett kann ich wieder montieren.
Ebenso wie die Wartungsklappe in der rechten Backe, die ihren Namen jetzt endlich verdient: Sie erlaubt nun den Zugang auf zwei fliegende Sicherungen.
Fertig? Noch nicht ganz, denn da liegt noch das Kunststoffteil, dass den Roller vor Schmutz und Steinschlag von unten schützt. Irgendwie hab ich aber vergessen, wie das Ding befestigt war. Vorn eine Schraube ist klar, aber war das wirklich hinten links und rechts nur eingehängt? Ich bin nicht mehr sicher und erfinde zwei Befestigungen mittels Blechschrauben und passenden Blechmuttern. Das hält, und da unten klappert jetzt nichts mehr.
Jetzt ist also wirklich alles wieder an seinem Platz, und weil es erst 19:00 und noch richtig warm ist, gehe ich auf Testfahrt. Dabei wähle ich mir die Strassen mit ordentlicher Steigung aus.
Schon auf den ersten Metern ist der Gewinn an Spritzigkeit und Beschleunigung spürbar, und zwar deutlich. Natürlich riegelt der Controller nach wie vor bei 45 km/h ab, aber diese 45 kann ich wesentlich häufiger und länger fahren als vorher. Und der Geschwindigkeitsabfall an Steigungen ist signifikant gesunken. Der Roller macht viel mehr Spass mit Li-Ion-Akkus.
So fahre ich 15 Kilometer in den Abend hinein, eine Strecke, nach der die AGM-Bleiakkus schon die Hälfte ihrer Kapazität eingebüsst hätten.
Der Li-Ion-Akku dagegen hat lediglich 8,5% Kapazität verloren. Das gibt Hoffnung, die 100 km Reichweiter zu erreichen - natürlich nicht mehr an diesem Abend.
Endlich wieder zwei fahrbereite Roller.
Jetzt räume ich noch das Arbeitchaos der letzten Stunden ein wenig auf. Die Hebebühne ist wieder leer - aber was mache ich jetzt damit? Am besten wäre ein neues Roller-Projekt, aber es muss auch mit Elektromobilität zu tun haben. Ich hab da ja noch den 3 KW Mittelmotor aus Reinhards MG-Projekt. Wenn ich mir eine alte Zündapp Bella Karosserie besorgen würde, um darin den Motor und einen fetten Akkupack zu verbauen - das könnte doch spaßig werden.