German Reichweitenangst

Vorab möchte ich betonen, dass meine Erfahrungen mit DHL im allgemeinen gut sind, vielleicht sogar sehr gut. Was aber mein Paket mit Ginabella, meinem Ersatzakku, angeht, da sieht die Welt mit der DHL-Group leider ganz anders aus. Der Akku ging von Lampertheim aus auf den Weg zu mir, das sind ziemlich genau 150 lausige Kilometer. Und jetzt schaut euch den Leidensweg des armen Akkus an und wie er sich tagelang die Elektronen in den Bauch gestanden hat:

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Am 3.7. wird die Sendung mittags beim edinger Warenhaus abgeholt. Und dann geschieht lange Zeit nichts, rein gar nichts. Am 6.7. geht es dann aber überraschend weiter und das Paket wird für irgend etwas vorbereitet, verlässt aber keinesfalls die Packstation. Am 7.7. scheint das Paket zumindest in meiner Region angekommen zu sein, und zwischenzeitlich wird die voraussichtliche Zustellung sogar auf den 7.7. terminiert - aber nur für kurze Zeit, dann wird sie auf den 8.7. verschoben, bleibt aber “voraussichtlich”. Da war es der internationalen DHL-Group also nicht möglich, ein Paket zwischen Montag und Freitag über 150 Kilometer zu transportieren. Ob der für morgen angekündigten voraussichtlichen Zustellung bin ich, naja, sagen wir skeptisch. Kaum ist DHL also nicht mehr die Post, sondern ein Global Player, beginnen die Probleme.

OK, dann gibt es heute also keinen Akku-Umbau. Auch gut, dann werde ich bei bestem Sommerwetter also noch eine schöne, lange Runde mit dem alten Akku vornehmen. Der Plan ist, über das Horlofftal zuerst nach Nidda und dann weiter über Hungen und die dortige Seenplatte zu cruisen. Über Laubach soll es dann wieder nach Hause gehen. Guter Plan, und das werde ich mit 76% Restkapazität auch ganz sicher und sogar locker schaffen, hab ja noch ca. 45 Ah im Akku.

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Crossroads - und dann muss ich entscheiden, wie es weitergehen soll: Fahre ich von hier, ganz kurz vor Nidda-Harb, weiter in diese Richtung oder biege ich jetzt schon ab in Richtung Hungen? Ich entscheide mich für Nidda, schon wegen der Kurstadt Bad Salzhausen.

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Diese wunderbare Buchen-Allee führt direkt hinein in den Kurort Bad Salzhausen, der auch ein Vorort von Nidda ist.

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Zum ersten mal gleite ich flüsterleise durch den Ort - das letzte mal war ich hier mit der Enfield Bullet und die hat ordentlich gebollert. Vorbei, vorbei. Jetzt erfreue ich mich an etlichen schönen alten Kurhäusern.

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Hier könnte ich mir ein schönes Stück Torte gönnen, aber noch ist das Restaurant geschlossen.

Also trete ich den Rückweg an. Und jetzt kommt doch tatsächlich diese German Reichweitenangst wieder hervor. Dabei war ich überzeugt, die mit dem fetten 60 Ah-Akku endgültig und unwiderruflich abgelegt zu haben. Falsch, sie ist noch vorhanden.

Also was tun? Jetzt wie geplant weiter nach Hungen fahren? Dann hätte ich bis nach Hause noch so runde 35 Kilometer vor mir. Oder kürze ich ab und fahre so zurück, wie ich gekommen bin? Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich den kürzeren Weg gewählt habe.

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Spätestens in Gonterskirchen merke ich, dass ich auch die längere Hungener Route wirklich locker geschafft hätte. Nach einer kurzen Rast an meiner Laubacher Lieblingskapelle lege ich deshalb noch ein paar weitere Umwege ein, bis ich dann so in etwa die vorher geplante Kilometerleistung erreiche. Und selbst dann habe ich noch ca. 35% Restkapazität im Akku.

Also ist diese German Reichweitenangst wirklich heilloser Blödsinn und gaukelt meinem Gehirn einfach etwas völlig falsches vor. Ich muss einfach lernen, meinem Akku zu vertrauen. Und ich sollte immer ein Ladegerät im Topcase haben, dass ich nie brauchen werde, aber das die Nerven beruhigt. Oder brauche ich einen Psychiater? They coming to take me away, haha ……


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