Heute soll der 60 Ah Akku des eRetroStar nochmal so richtig belastet werden. Es soll also nicht nur eine weite Fahrt werden, es soll auch ordentlich hoch hinaus gehen - und das gleich mehrmals.
Das Wetter heute scheint wieder recht gut werden, wenngleich etwas kühler als in den letzten Tagen. Tatsächlich weht bei meinem Start ein ganz guter Wind und die Sonne ist sehr häufig von Wolken verdeckt. Mit dem ganz leichten Sommer-Dress zu fahren ist heute also nicht angebracht.
Mein Plan ist, zunächst den Aufstieg nach Ulrichstein zu bewältigen, und dann noch etliche Kilometer in 600-700 Höhenmetern anzuhängen. Ulrichstein hat zwar der Roller schon einmal mit den AGM-Bleiakkus geschaft, aber es hat wirklich nur für einmal rauf und runter gereicht, und das auch nur knapp. Heute habe ich aber überhaupt keine Bedenken, das auch mit der Restkapazität von ca. 60% hinzubekommen.
Nach Ulrichstein hats zwar nur 16 Kilometer, aber es geht von der ersten bis zur letzten Minute nur bergauf - mal mehr, mal weniger steil. Gerade habe ich den Ort erreicht und blicke zurück auf die kleine Straße, die ich gerade hochgeschnauft bin.
Am Vorwerkhof macht sich der kleine Roller gut: Hier stehen Vergangenheit und Gegenwart dicht beieinander.
Die Durchfahrt von Ulrichstein ist wegen Bauarbeiten gesperrt - Glasfaserkabel werden verlegt. So komme ich nicht über die Bundesstraße in Richtung Hoherodskopf und muss umdisponieren. Das macht aber nichts, denn die Strecke durch das Tal mit den Gilga- und Langwasserhöfen ist um Klassen schöner. Eine traumhafte Gegend!
Das letzte mal bin ich hier mit einer Enduro (die ich schon gar nicht mehr besitze) gefahren, und weiss daher, dass der Strassenbelag später deutlich schlechter wird. Aber erstmal geniesse ich das schöne Tal einfach nur.
Aber dann wird aus dem Sträßchen eine rumpelige Straße, dann ein Schotterweg und zum Schluß eine Katastrophe. War mit meiner DR400 kein Problem, aber die 10"-Kullerrädchen des Rollers kommen da nicht gut mit klar.
Aber auch das hat ein Ende und hier sehe ich schon die Landesstrasse zwischen Kölzenhain und Feldkrücken.
Als Entschädigung für die Schottereinlage ist diese Straße frisch asphaltiert und perfekt für meinen Roller.
Ich fahre jetzt in Richtung Hoherodskopf und bin hier schon auf 600 Höhenmetern und kurz vor dem Feldkrückener Kreuz.
Um nach Hause zu kommen, müsste ich jetzt wenden und bergab gleiten. Mach ich aber nicht, sondern fahre statt dessen über die Kreuzung weiter in Richtung Hoherodskopf.
An der Schutzhütte Charlottenhöhe bin ich nur noch 5 Kilometer vom Gipfel entfernt. An dieser Stelle habe ich schon all meine Motorräder der letzten 20 Jahre fotografiert, und in diese Ahnenreihe kann sich jetzt auch mein eRetroStar einreihen.
Ich überlege kurz, ob ich die restlichen Kilometer hoch auf den Hoherodskopf auch noch unter die Räder nehmen soll oder jetzt den Abstieg beginne. Der Akku hätte das auch noch locker gepackt, da bin ich ganz sicher. Aber ich entscheide mich dagegen, weil ich den steilen Aufstieg doch lieber mit vollem Akku angehen möchte.
Also beginne ich den Abstieg. Bereits auf dem Stück von Ulrichstein bis zum Abzweig zu den Langwasserhöfen hat das starke Gefälle den Roller bis zu 65 km/h schnell werden lassen. Das wiederholt sich jetzt auch auf dem Gefälle vom Hoherodskopf über Feldkrücken und Kölzenhain bis nach Bobenhausen II. Da stellt sogar mein Coulometer die Arbeit ein, weil ja weder Strom zugeführt noch abgegeben wird.
In Bobenhausen gibts mal wieder ein Foto vor diesem schnuckeligen kleinen Haus. Hätte ich wirklich vor 10 Jahren kaufen und schön langsam renovieren sollen. Hab ich aber nicht.
Den direkten Weg nach Hause nehme ich auch heute nicht und wähle eine Strecke über Höckersdorf, Groß-Eichen, Ruppertenrod, Flensungen, Freienseen und Altenhain. Aber hier, an diesem Waldstück nahe Höckersdorf habe ich für heute erneut die 100 km Marke erreicht.
Und das bei einer Restreichweite von 46%.
Über das Tal bei Sellnrod geniesse ich einen Moment die weite Sicht hinein ins Land. Selbst den Großen und den Kleinen Feldberg im Taunus kann ich heute erkennen, obwohl es ein bisschen diesig ist.
Zu Hause angekommen habe ich dann 125 Kilometer geschafft, und 30% sind noch übrig bei einer Spannung von 58V. Das ist wohl die geeignete Marke zum Nachladen. Mit diesem 60Ah Akku ist der eRetroStar ein richtig gutes Fahrzeug. Ich kann jetzt den Vogelsbergkreis oder den Kreis Gießen komplett durchqueren, ich könnte in den Taunus fahren oder in die Rhön, Städtereisen nach Gießen, Marburg, Friedberg sind möglich und ein Frühstück in der Knülljause. Insbesondere das letztgenannte gefällt mir sehr gut, das werd ich mal machen.