Na, das ist ja mal ein 1. Mai, wie man ihn sich besser nicht wünschen kann: Am Mittag schon bis zu 26°C am Rande des Vogelsberges, herrlicher Sonnenschein, den auch der vorhandene Saharastaub nicht wesentlich trüben kann.
Und dazu mein Plan: Elektrisch bis auf den Totenköppel bei Meiches zu fahren. Dazu geht es vom ersten bis zum letzten Kilometer ordentlich bergauf auf runde 700m - zumindest auf dem Hinweg. Aber, ich kann es nur wiederholen: What goes up, must come down. Der Rückweg wird dann also entsprechend günstig in Sachen Stromverbrauch werden.
Beim Totenköppel handelt es sich um einen alten Friedhof, der auf einem erloschenen Vulkan in ca. 560 m Höhe liegt. Angeblich hat sogar Bonifatius auf einer seiner Reisen hier gepredigt.
Aber erst einmal heisst es, überhaupt hinzukommen, und deshalb ist der Titel dieses Berichts durchaus passend. Um 13:15 rolle ich also durchs Hoftor in Richtung Ilsdorf. Das bedeutet, dass ich ein paar Kilometer Umweg fahren muss, denn der eigentliche Weg über Sellnrod ist mir durch die komplett aufgerissene Landstrasse verwehrt. Also über Ilsdorf und Solms und dabei ein paar Wirtschaftswege benutzt.
Bereits auf den ersten Kilometern erlebe ich heute unglaublich intensive Gerüche: Da ist der Geruch der gelben Rapsblüten, ein paar Meter weiter liegt frisch gemähtes Gras mit seinem betörenden Geruch, in jedem noch so kleinen Dorf riecht es nach leckerem Grillgut aus den Höfen und Gärten, und da, wo es Fischteiche gibt, werden Forellen geräuchert. Einfach wunderbar, all das immer wieder wahrzunehmen.
Ilsdorf, Solms. Gross-Eichen, Höckersdorf und Bobenhausen habe ich hier bereits passiert und bin auf dem letzten und besonders steilem Stück nach Ulrichstein.
Zwischen Ulrichstein und Helpershain entstehen schon wieder neue Windräder. Ich glaube, die Landschaft um Helpershain herum hat die höchste Windrad-Dichte im gesamten Vogelsberg.
Im Wald von Meiches bin ich nur noch runde 3 Kilometer vom Totenköppel entfernt.
Jetzt habe ich bereits Meiches im Blick, aber dahin will ich ja im Moment (noch) nicht,
Deshalb heisst es, kurz vorher hier auf den Wirtschaftsweg abzubiegen.
Nach einem Kilometer erreiche ich den Totenköppel, der kreisrund angelegt und mit einer Mauer umgeben ist. Im Bild hier die kleine, einfache aber umso schönere Kapelle.
Daneben gibt es die Leichenhalle …
… und eine kleine Aussichts-Plattform mit unglaublichem Weitblick. Obwohl der heute doch ein wenig durch den Saharastaub reduziert ist.
Die Kapelle selbst betrete ich heute nicht, hab sie ja schon ein paar mal besichtigt. Wer aber zm ersten mal hierher kommt, dem empfehle ich dringend einen Besuch - die Tür steht ja immer offen.
Hier verbringe ich die nächsten 45 Minuten in völliger Ruhe, denn ich bin im Moment der einzige Besucher, also quasi allein mit den uralten Seelen der Sippen aus Meiches.
Trotz des etwas trüben Blicks sind die Bergzüge weit entfernter Mittelgebirge zu erkennen: Lahnberge, Knüllgebirge, Hessisches Waldland, Eisenberg und mehr sind noch zu sehen. Wenn man will, sogar durchs Fernglas.
Nach 45 Minuten Schauen und Dösen fahre ich doch noch kurz nach Meiches hinein, um dieses Haus wiederzusehen. In den letzten 20 Jahren habe ich es mehr und mehr verfallen sehen, aber das hat sich jetzt geändert, und es gibt Anzeichen von sanfter Restaurierung. Sehr schön!
Der Rückweg verläuft naturgemäss sehr Akku-schonend und auf manchen Gefällestrecken überschreite ich die 60 km/h. Dazu wird ordentlich rekuperiert - schätze so insgesamt 0,5 Prozentpunkte. Dabei fliessen zeitweise bis zu 30 A in den Akku zurück. So brause ich lautlos durch Helpershain, Ulrichstein und Bobenhausen, bis ich dann nach ein paar Kilometern entlang des Gilgbachs in Höckersdorf bin.
Und hier entdecke ich doch tatsächlich eine mir bis dahin unbekannte Strasse von Höckersdorf nach Sellnrod. Die sieht zwar stellenweise aus wie auf diesem Bild, ist aber eine offizielle Strasse. Ich befahre sie aber nur ein Stückchen, denn von Sellnrod aus komme ich ganz schlecht nach Hause - ihr wisst schon, die aufgerissene Strasse.
Nach fast 4 Stunden bin ich nun wieder daheim, habe den Totenköppel zum ersten mal elektrisch besucht, eine neue Strasse entdeckt und wieder viel Fahrvergnügen mit dem kleinen E-Roller erlebt. Der Akku ist noch lange nicht leer, so dass ich jetzt noch längere Fahrten planen kann. Da schwebt mir als erstes ein Besuch im Schwalmtal vor. Oder gar ein Stadtbummel durch Lauterbach.
Ach ja: Die Entfernung zum Totenköppel entsprach auf meinem chinesischen Tacho 100%ig und total exakt der Angabe von Google Maps. Hätt ich gar nicht so erwartet, ist aber ganz sicher Glücksache und keinesfalls eine Qualitätsgarantie.