Nach dem gestrigen Besuch von Benneckenstein ist klar, wohin uns die Roller heute zuerst hin tragen werden: Genau in diesen Ort und da zum Museum für DDR-Fahrzeuge.
Anschliessend werden wir uns Osterrode ansehen – so ist der Plan. Nach einem langen und erholsamen Schlaf und einem opulenten Frühstück ist unser Tatendrang recht ordentlich.
Jürgen sucht und findet eine sehr schöne Route nach Benneckenstein.
Vor dem Start aber schauen wir uns ein Fahrzeug an, dass gestern noch hier eingelaufen ist. Es ist ein britischer Roadster, der in den 80er Jahren als Bausatz für das Chassis eines 2 CV, also einer Ente, unter dem Namen Lomax angeboten wurde.
Ein sehr schönes Fahrzeug und ein asketisches Konzept, dass mir sehr zusagt. Für so ein Fahrzeug brauchts keine Superleistung, und so reichen die 29 PS des Entenmotors völlig aus. Sehr schöner Roadster, nach dem ich auch schon mal unverbindlich gesucht habe.
Nach kurzer, aber schöner Fahrt erreichen wir in Benneckenstein das Gelände des Museums. Schon auf dem Parkplatz finden sich DDR-Fahrzeuge, unter anderem dieses Simson-Pärchen mit zwei gegensätzlichen Konzepten: Ein Gebrauchsfahrzeug mit reichlich Patina und eine perfekte Restauration mit besonderen Akzenten. Hat beides seine Reize.
Heute findet neben dem normalen Museumsbetrieb eine Sonderausstellung mit militärischer Technik aus DDR-Zeiten statt. Ist zwar nicht unser Fachgebiet, aber interessant ist’s allemal. Hier ein Flakscheinwerfer russischer Herkunft.
Panzerfahrzeuge vor einer Kuppel mit Funkanlage.
Russische Panzer – der Schrecken des westlichen Europa zu Zeiten des kalten Krieges.
Panzerfahrzeug mit Raketenwerfer.
Richtig interessant für uns wird es dann im Museum, dass uns mit einer nostalgischen Sitzecke mit Radioempfängern begrüßt.
Und jetzt zu den Fahrzeugen. Hier findet sich wohl alles, was seinerzeit die Straßen der DDR befahren hat. Es gibt perfekte Restaurierungen neben gut erhaltenen, aber patinierten Originalen.
Eine ungarische Pannonia mit viel Blech, wie es in den 80ern eine Zeit lang angesagt war.
Ein Pitty-Roller mit MZ-Technik als Krankenfahrstuhl – sehr seltenes Fahrzeug.
Leider konnte sich der Pitty in dieser Form nicht gegen das preisgünstigere SImson-Pendant durchsetzen. Eine echte Rarität.
Die Jawa 50, genannt Mustang, gab es in den 70er Jahren bei uns im Westen im Neckermann-Katalog zu einem unschlagbaren Preis zu kaufen. Der Büffeltank, der aber nur in der Seitenansicht groß wirkte, hat mir derart gut gefallen, dass ich eine Zeit lang von dieser Jawa geschwärmt habe. Und das, obwohl sie nur schlappe 3,5 PS hatte und damit keinen Stich gegen unsere damaligen westdeutschen Kleinkrafträder machen konnte. Aber ich hatte eben schon immer ein Faible für Exoten. Unter heutigen Gesichtspunkten ist das kleine DIng maximal als Spielzeug für Kinder zu gebrauchen: Dünne Gabelholme, filigraner Rahmen, schlapper Motor. Aber mir hats damals gefallen, wobei die 90er Jawa mit Drehschieber natürlich noch interessanter war. So ein Model gibt es im Museum aber bislang nicht.
Die Lackierung in diesen Retrofarben ist heute wieder brandaktuell – Wartburg war eben seiner Zeit weit voraus.
Auch heute noch attraktiv ist der Wartburg als Cabrio.
Auch der Kombi mit Campingaufsatz ist zeitlos schön und praktisch dazu.
Traumhafte Retrofarben hatten die Wartburgs.
Die IFA-Rollerbaureihe ist komplett im Museum zu sehen: Pitty, Wiesel, Berlin und Troll. Hier ein Wiesel.
Der MAW-Hilfsmotor konnte an jedes Fahrrad angeflanscht werden.
Die Simson-Werke in Suhl haben wunderschöne Fahrzeuge gebaut, wobei mein Favorit schon immer die Sport-AWO war. Schöner als die westdeutschen BMW-Kräder dieser Epoche.
Leider bin ich kein Auto-Schrauber, sonst hätte ich sicher auch einen der herrlichen Wartburgs in der Garage – wahrscheinlich einen Kombi oder ein Cabrio.
Die MZ-Baureihe ist wohl auch ziemlich komplett, sogar eine der seltenen BK 350 wird gezeigt. Schöner Zustand und dazu die praktische Scheibe.
Mein absolutes Lieblingsfahrzeug aus der DDR aber ist so eine EMW! EIn Traum für jeden Freund klassischer Einzylinder.
Stundenlang haben wir uns die Fahrzeuge und sonstigen Gegenstände im Ostdeutschen Fahrzeug Museum von Benneckenstein angesehen und darüber ein wenig die Zeit vergessen. Unser Resumee: Unbedingt empfehlenswert und die 6 € Eintritt auf jeden Fall wert.
Unser nächstes Ziel ist St. Andreasberg, wo wir unser Mittagessen in Form von Landjägern mit Brötchen zu uns nehmen. Eigentlich ist das ein hübscher Ort, der aber eindeutig schon bessere Zeiten gesehen hat und der vom Tourismus derzeit offensichtlich nur wenig profitiert. Warum das so ist? Wir wissen es nicht.
Hier oben zeigen sich die Folgen von Waldsterben und Borkenkäferbefall unglaublich deutlich. Kilometerlang fahren wir nur an totem Gehölz vorbei – gruselig.
Später erfahren wir, dass sich die Verwaltung des Nationalparks Harz dazu entschlossen hat, der Natur ihren Lauf zu lassen und nicht einzugreifen. Es wird erwartet, dass sich der Wald in 10 Jahren wieder erholt hat und das dann hier alles wieder grün ist. Die Anfänge davon kann man tatsächlich schon zwischen all dem toten Holz erkennen. Spannend!
Ein bekanntes Touristenziel und auch ein Motorrad-Treffpunkt ist das Torfhaus.
Hier hast Du einen schönen Blick auf den Brocken und das Umland …..
……. wenn nicht alles Nebel-verhangen ist, wie es gerade heute der Fall ist. Tja, so kann er sein, der Hochsommer im Harz.
Vom Torfhaus ist es nur ein Katzensprung bis Altenau, und so statten wir dem Ort einen Besuch ab. In diesem Hotel haben wir während der Reise entlang des Grünen Bandes ein paar Tage gewohnt, und heute nehmen wir hier Kaffee und Kuchen zu uns.
Weiter geht es zur Söse-Talsperre.
Anfangs sind wir der Meinung, dass es sich bei der Söse um eine der kleineren Talsperren des Harzes jandelt – bis sich zeigt, dass dies nur das erste Becken ist.
Jedenfalls handelt es sich bei der Söse-Talsperre durchaus um ein beeindruckendes System.
Je nach Blickwinkel sieht es hier sogar ein wenig aus wie neulich in Ontario.
Unser nächster Programmpunkt ist der Besuch der Altstadt von Osterode. Mein letzter Besuch liegt etwa 40 Jahre zurück und entsprechend dünn ist die Erinnerung daran.
Aber eindeutig gehört Osterode mit zu den besonders schönen Orten im Harz.
Was will uns diese Skulptur sagen? Ist doch klar, kann man direkt am Objekt nachlesen.
Aha, also Nachschub für die Bergleute im Oberharz.
Hier nur eines der schönen Häuser der Stadt.
St. Andreasberg wollen wir eigentlich nur streifen, denn da waren wir heute ja bereits. Aber dann folgen wir doch den Schildern zur alten Silbermine Samson und schauen uns hier ein wenig um.
Der kleine Besuch macht uns beide in Sachen Silber-Bergbau etwas schlauer.
Die letzten Kilometer bis Braunlage führen uns dann über rechte Rumpelpfade zurück in die Pension Teutonia. Jetzt noch ein netter Bummel durch Braunlage und die Entscheidung für das geeignete Restaurant – und schon ist auch dieser Tag wieder vorbei, eigentlich viel zu schnell.