Für den heutigen Tag steht bisher eigentlich nur eines fest: Der Besuch des Enfield-Dealers in Hasselfelde. Das restliche Programm lassen wir mehr oder weniger einfach auf uns zu kommen und entscheiden spontan.
Der Morgen beginnt mit einem Gespräch mit den Besitzern des Lomax Roadsters. Dabei erfahren wir so allerlei über das Fahrzeug und auch über die Schwierigkeiten, die ein Fahrzeug aus einem EU-Land bei der Zulassung in Deutschland bereiten kann. Und möglicherweise treffen wir d ie beiden schon Ende des Monats wieder bei den Golden Oldies in Wettenberg.
Und dann sind wir auch schon wieder in Hasselfelde beim Motorrad Laden Ritzau. Vor der Tür steht der Vorführer, eine 650er Royal Enfield Interceptor, als warte sie geradezu auf eine Probefahrt.
Aber first of all schauen wir uns das schöne Krad einmal in aller Ruhe und erstmals leibhaftig an. Dieses Motorrad gefällt mir ausgesprochen gut und erweckt sofort den Will-Haben-Reflex.
Auch wenns kein Langhuber ist und trotz der 270° Hubzapfenversatz gefällt mir der dominante Motor vorzüglich.
Drinnen dann das volle Programm von Royal Enfield: Himalayan, EFI Bullet, Continental und sogar eine preUnit.
Scrambler, Bobber, Enduro – egal, jedenfalls ein gelungener Umbau einer EFI.
Und dann begebe ich mich auf die Probefahrt mit dem 650er Twin. Auf Anhieb passt quasi alles für mich: Sitzposition, Lenker, Handling, Leistung – eben alles. Hatte ja Befürchtungen, dass der Lenker ein viel zu hohes Hirschgeweih ist, aber das bewahrheitet sich nicht. Nach ganz kurzer Zeit bin ich mit dem Twin vertraut und wir rauschen ordentlich und mit richtig Leistung heraus aus Hasselfelde. Zunächst befahre ich die B242 nach Trautenstein, wo ich den Motor warm fahre und d ann auch mal bis 6000 Umdrehungen fordere. Sehr ungewöhnlich, dass ich eine Royal Enfield mit ordentlich Leistung unter dem Hintern habe. Ruckzuck haben wir die 120 km/h erreicht.
Dann biege ich ab, um über Benneckenstein die herrlich kurvige Straße bis Hohegeiß unter die Räder zu nehmen. Das moderne Fahrwerk macht alles klaglos mit und sehr schnell werde ich frecher und winkle die Maschine in den vielen Kurven ordentlich ab. So machts Spaß.
Zwischendurch halte ich ab und zu mal an und schaue mir die Details des Motorrades an. Die vielfach kritisierten weil weit abstehenden Schalldämpfer stören mich nicht die Bohne, ich finde sogar, dass sie dem Twin ein imposantes Aussehen geben. Federung und Dämpfung sind vorn wie hinten einwandfrei, wobei es natürlich nicht schwer ist, ein besseres Fahrwerk als meine geliebten preUnits zu haben.
Je öfter ich mir die Maschine anschaue, umso klarer ist mir: An diesem Krad würde ich nichts ändern und umbauen, die gefällt mir so, wie sie ist. OK, vielleicht würde sich nach längerer Nutzung irgend etwas zeigen, aber im Moment könnte die Interceptor so bleiben.
Sehr sympathisch empfinde ich die kleinen Eigenarten der 650er: Ganz
leicht klapperige Brems- und Kupplungsgriffe, die einfachen Spiegel und die mechanischen Geräusche des Motors. Ist alles natürlich nur minimal verglichen mit einer preUnit, aber eine Honda hätte solche Eigenarten natürlich nicht. Mir aber gefällt das, denn eine Royal Enfield darf und soll sogar genau so sein.
Fast 50 Kilometer bewege ich die Interceptor, bis ich wieder auf den Hof des Dealers rolle. Das war ein Vergnügen der Extraklasse und jetzt werde ernsthaft nachdenken müssen.
Während ich das Vergnügen der Probefahrt genossen habe, hat sich Jürgen mit der Himalayan beschäftigt – sogar recht intensiv.
Wenn ein Enfield-Händler sogar noch eine preUnit zeigt und anbietet, dann gehört er mit ziemlicher Sicherheit zu den besseren Dealern. Mir
jedenfalls ist die Firma Ritzau Motorsport sehr sympathisch.
Nach dem indischen Twin fällt mir die Fahrt auf der kleinen Vespa anfangs doch ein wenig schwer. Wo ist denn die Leistung geblieben, und wo der schöne Sound des Zweizylinders? Aber bald bin ich wieder zurück in der Realität.
Wir sind mittlerweile an der Rappbolde Talsperre angekommen.
Hier ist der Ontario-Aspekt noch deutlicher als an der Söse-Talsperre.
Eine beeindruckende Staumauer.
Und ein etwas kniffelig zu bedienender Zahlungsautomat für den Eintritt auf die fast 500 m lange Hängebrücke.
Nach kurzer Überlegung verzichten wir auf die Begehung, wir möchten heute lieber fahren.
Unser Landjäger-Mittagsessen nehmen wir diesmal in der Nähe von Blankenburg ein.
Thale habe ich mir immer als einen etwas mystischen Ort vorgestellt, was s ich leider als Irrtum heraus stellt. Hexentanzplatz und Hexenhäuser sind einfach nur Touristenziele, wo es um die schiere Menge an Besuchern geht. Das ist nix für uns und so verlassen wir diesen Ort schnell wieder.
Wesentlich schöner ist es, die Sträßchen entlang der Bode zu befahren. Hier entdecken wir eine Route, die einschließlich der unglaublich schlechten Fahrbahnbeschaffenheit an das Wispertal erinnert und selbst unser Rollertempo drastisch reduziert. Das haben wir soeben hinter uns.
Bei Altenbrak verweilen wir etwas an den Gestaden der Bode.
Ganz offensichtlich floriert hier der Tourismus.
Nun fahren wir viele Kilometer entlang der Bode und entdecken wunderbare Orte.
Straße und Landschaft sind derart schön, dass wir gar nicht genug davon bekommen können.
Eine Märchenlandschaft! Etwas später lassen wir die Höhlenlandschaft bei Rübeland links liegen, um uns den Bahnhof der HSB in Drei Annen Hohne anzusehen.
Wer ein Faible für historische Eisenbahnen hat, wird Gefallen am Bahnhof und der Harzer Schmalspurbahn finden.
Gerade dampft eine Bahn aus dem Bahnhof heraus.
Damit den Brocken herauf zu fahren, ist ein wahres Vergnügen – besonders zu empfehlen im Winter bei Schnee und Eis.
Jetzt sind wir dem Brocken zwar ganz nah, aber regulär gibt es keine Möglichkeit, auf eigenen Rädern bis nach oben zu gelangen. Also fahren
wir nach Schierke, dem letzten Bahnhof vor dem Brocken. Schierke besteht eigentlich nur aus touristischen Einrichtungen und selbst die
ganz normalen Wohnhäuser vermieten nahezu alle Ferienwohnungen oder Zimmer. Momentan entsteht eine weitere Siedlung hübscher Ferienhäuser.
Von Schierke aus sind wir über Elend sehr schnell wieder in Braunlage,
wo wir den Tag bei einem schönen Schnitzel ausklingen lassen.